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Gegen die Frühsexualisierung

Wie Sie sicherlich längst mitbekommen haben, greift die Frühsexualisierung immer stärker um sich. Schon den Jüngsten wird sie mit aller Gewalt aufdrückt. Kein noch so vermeintlich harmloses Kinderprogramm ist mehr vor ihr sicher. Selbst die Sendung mit der Maus ist Teil der Verschwörung, die Sesamstraße sowieso. Und von den Teletubbies wollen wir erst gar nicht anfangen… Höchste Zeit sich als besorgte Mutter zur Wehr setzen. Ohne Wenn und Aber. Denn es geht schließlich ums Kindeswohl.

Wir Mütter haben ja bekanntlich übersinnliche Fähigkeiten. Und ich als Dreifach-Entbundene ganz besonders. Wen wundert es da, dass mich neulich beim Einkaufen im Bioladen so ein komisches Gefühl überkam. Ein Kribbeln, ganz plötzlich wie aus dem Nichts. Irgendetwas stimmte nicht. Mein Bauchgefühl sagte es mir klar und deutlich. Jeremy-Pascal, mein Erstgeborener, das Gold meiner Lenden, war in Gefahr!

Schlagartig ließ ich die Bio-Zucchini fallen, rammte der nächstbesten Kundin den Einkaufswagen in die Kniekehlen – sie hatte keine Schwangerschaftsstreifen und war daher bestimmt keine Mutter – und stürmte zum Auto. Dreizehn rote Ampeln später hastete ich eilig den Grundschulkorridor entlang, näherte mich schließlich dem Klassenzimmer und riss die Tür auf.

Da sah ich es. Der Sexkoffer stand bereits auf dem Pult und wartete nur darauf, vor fünfundzwanzig paar unschuldiger Kinderaugen geöffnet zu werden. Meine mütterliche Intuition hatte mich also nicht getäuscht. Just in dem Moment, in dem die Kofferschnallen bedrohlich klickten, warf ich mich mit einem Schrei der Verzweiflung auf den Deckel, um die nahende Dildo-Flut zu stoppen.

Ein langer schmerzerstickter Schrei verriet mir, dass dabei offenbar die Finger des Klassenlehrers Herrn Blümel in Mitleidenschaft geraten sein müssen. Doch wer so wenig Fingerspitzengefühl besitzt, sollte sich darüber nun wirklich nicht beklagen. Seine Versuche, sich nachträglich herauszureden und den Sexkoffer als ganz gewöhnlichen Unterrichtskoffer zu verharmlosen, überzeugten mich nicht die Spur. Eine Mutter hat sowas nämlich im Gefühl.

Nur wenige Wochen nach dem Vorfall mit dem Sexkoffer überkam mich das seltsame Kribbeln erneut. Diesmal war ich gerade mitten in meiner wöchentlichen Tantra-Trommelsitzung. Alarmiert und angespannt bis aufs Äußerste wartete ich auf den passenden Takt, nur um Kursleiterin Gabriele beim nächsten Einsatz die Trommelstöcke gegen die Stirn zu werfen.

Wieder hastete ich mit wehenden Leinengewändern davon, die verdatterten Blicke der anderen Teilnehmerinnen im Rücken. Getrieben von der Sorge um meine geliebte Lavinia-Chayenne, warf ich mich hinters Steuer, drückte aufs Gaspedal und düste mit Lichtgeschwindigkeit Richtung Grundschule. Das Kribbeln wurde immer schlimmer und ein namenloses Unbehagen ermächtigte sich meiner. Irgendetwas war da im Gange. Oder zumindest im Wege, wie der komische Hydrant an der Bordsteinkante…

Auf dem Weg zum Klassenzimmer sah ich es. Ein Grauen breitete sich über meinen gesamten Körper aus. Da hing sie, die stoffgewordene Versinnbildlichung von Verdorbenheit und Unmoral. Eine Fahne – bunt und unschuldig wirkend. Ich spürte, wie das Blut in meinen Adern in Wallung geriet. Jedes Kind, das diese schamlose Aneinanderreihung von Farben zu Gesicht bekommt, würde einen bleibenden Schaden davontragen. Darin bestand überhaupt kein Zweifel. Die dunklen Machenschaften der Regenbogenmafia – hier in der Schule!!

Rauchwolken aus Ohren und Nase ausstoßend, schnaufte ich mir meinen Weg geradewegs Richtung Schulleitung. Denen würde ich was geigen! Doch was ich nun zu sehen bekam, übertraf meine schlimmsten Befürchtungen: Die Tür zur Aula stand weit offen. Im Inneren war lautes Lachen zu hören. Ich nähere mich dem Geschehen mit einer dunklen Vorahnung.

In der Mitte des Raumes saß ein Herr in aufreizenden Damenkleidern, das Gesicht hinter unzähligen Schichten von billigem Make-Up verborgen. Pfui, was für eine Schande! In den Händen hielt er ein Buch, umringt von Kindern. Und mitten drin: Lavinia-Chayenne! Keine Frage, das war eine dieser gefährlichen Drag Lesungen, vor denen bereits die ehemalige Elternsprecherin Frau Kloppenrath ausdrücklich gewarnt hatte. Indoktrination und Verwirrung für alle. Aber nicht mit mir!

Es konnte sich nach meinen Berechnungen nur noch um eine Frage von wenigen Minuten handeln, bevor die obligatorische Striptease-Einlage beginnen würde. Dann würde sich der abnorme Herr die Kleider vom Leib reißen und die geschockten Kinder auffordern es ihm gleichzutun. Im Namen der Freiheit und Toleranz. Eins, zwei, drei, vier… Dreiunddreißig nachhaltig traumatisierte Kinderseelen zählte ich. Die Situation ließ mir keine andere Wahl. Ich musste aktiv werden.

Fieberhaft suchte ich nach Möglichkeiten der Intervention. Das Spektakel musste gestoppt werden, bevor es seinen verstörenden Höhepunkt erreichte. Ein Spezialeinsatzkommando würde wohl nicht mehr rechtzeitig eintreffen, das war klar. Was also konnte ich tun? Während ich mich verzweifelt umsah, fiel mein Blick auf einen kleinen Kasten mit der einladenden Aufschrift „Scheibe einschlagen – Knopf tief drücken“. Das war die Rettung!

Beherzt zog ich mir die Birkenstocksandale vom rechten Fuß und schlug ohne lange zu überlegen mit der Schuhsohle die Glasscheibe ein, die wenig später in Splittern zu Boden fiel. Rumms! Dreiunddreißig Kinderköpfe und ein Paar falscher Wimpern drehten sich schlagartig in meine Richtung. Ein erster Etappensieg, schoss es mir durch den Kopf. Gerade, als der geschminkte Herr sich zum Abstreifen seiner Kleider von seinem Stuhl erheben wollte, drückte ich siegessicher auf den Knopf. Nur über meine Leiche, Herr Bartsch!

Ohrenbetäubendes Sirenengeheul, kreischende Kinder und wildes Getümmel. Das Chaos ließ nicht lange auf sich warten und bereitete dem geschmacklosen Schauspiel ein jähes Ende. Inmitten all des Durcheinanders schnappte mich mir die völlig perplexe Lavinia-Chayenne und bahnte mir hastig meinen Weg durch das Getümmel auf dem Korridor. Keine Sekunde länger würde ich mein hilfloses Kind dieser schrecklichen Gefahr aussetzen. Also rein ins Auto und mit quietschenden Reifen zurück ins heimische Nest.

Puh, geschafft! Diese Schlacht hatte ich gewonnen und nichts konnte mein Siegesgefühl trüben. Auch nicht die Klassenlehrerin, die mir später einreden wollte, dass es sich bei dem Herren in Damenkleidung bloß um die neue Musiklehrerin Frau Iwanova und bei der Regenbogenflagge um eine gewöhnliche Friedensfahne gehandelt haben soll. Einer Mutter wie mir macht keiner was vor! Was sind schon ein Hausverbot und dreißig Tagessätze à fünfzig Euro gegen die Gewissheit, Indoktrination und Frühsexualisierung erfolgreich die Stirn geboten zu haben…

Mütter wie ich lassen sich nicht durch Tatsachen beirren. Wir werden auch in Zukunft weiter kämpfen. Mit Scharfsinn und mütterlicher Intuition gegen die finsteren Machenschaften der Regenbogenmafia. Verführung und Rekrutierung haben bei uns keine Chance. Wer will es mit uns aufnehmen?

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Immer diese Randgruppen

Es ist aber auch ein Kreuz. Kaum wird es Sommer, poppen wie aus dem Nichts an jeder Ecke Regenbogenfahnen auf und unsere Straßen werden von schrillen Minderheiten überrannt. Erinnerungen an die große Krabbenwanderung werden wach. Nur husten hier bekannte Politiker_innen kiloweise bunte Kreide und schwadronieren irgendwas von Vielfalt und Toleranz. Da fühlt man* sich als stramme cis Hete schnell mal ins Abseits gestellt. Wie du diesem Spuk ein Ende bereiten kannst, erklärt dir dieser Ratgeber.

Fangen wir mal im Privaten an. Auf einer Party triffst du eine interessante Dame, mit der du dich nett unterhältst. Sie scheint nicht in Begleitung gekommen zu sein, da wie sie sagt ihre „bessere Hälfte“ keine Zeit hatte. Du rätselst einen Moment, ob damit ihre Angora-Katze Minka gemeint ist, doch dann fällt der Groschen. Als du sie daraufhin nach ihrem Ehegatten fragst und sie dir entgegnet, dass sie lesbisch sei und seit zehn Jahren mit einer Frau zusammen lebe, reagierst du mit Empörung. Dass diese Homos ihr Anderssein immer wie eine Monstranz vor sich hertragen müssen!

Lass dich von einer solchen Begegnung nicht verunsichern. Lesben landen mit ihrem Raumschiff bekanntlich nur höchst selten auf unserem schönen Planeten. Und niemand* weiß, wo sie eigentlich herkommen und wohin sie wieder verschwinden. Geh einfach weiterhin davon aus, dass jede Frau, jede weiblich gelesene Person ohne Begleitung, einen Bruno auf ihrem heimischen Sofa sitzen hat, der dort auf ein Butterbrot und ein paar Streicheleinheiten wartet. Völlig abwegig, dass Homos sich permanent outen, weil Typen wie du davon ausgehen, alle Menschen seien automatisch cis Heten.

Solltest du bei einer Zeitung arbeiten, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Wenn du beispielsweise über Themen wie Familie, Beziehung oder Sex schreibst, tu einfach so als habest du noch nie von Regenbogenfamilien gehört. Gleichgeschlechtliche Paare gibt es eh nur im Zirkus und von allem anderen als cis Heten in Missionarsstellung wollen Pastorentöchter sowieso nichts lesen. Sorge dafür, dass die Bebilderung in solchen Fällen stets eindeutig eine Frau und einen Mann zeigt. Und wenn es nur Füße unter der Bettdecke sind. Alles andere verursacht Unmut, Unbehagen und Blähungen.

Wenn es gar nicht anders geht und du doch über dieses queere Schmuddelzeug schreiben musst, gibt es für die Bebilderung zum Glück den lustigen Regenbogen. Der ist familienfreundlich, heiter und verschreckt niemanden*. Keine obszönen Bilder von Menschen, die sich in den Armen halten („Bäh!“), Hand in Hand laufen („Schützt unsere Kinder und Hamster!“) oder sich küssen („Pfui, und das an Tante Liselottes Geburtstag!“). Die Homos werden dich für deinen Mut feiern, ein Zeichen für queere Sichtbarkeit gesetzt zu haben, und du bist fein aus dem Schneider.

Während der vier Toleranzwochen ist es durchaus erlaubt, öfter mal über Homos und andere Freaks zu berichten. Du möchtest schließlich zeigen, dass deine Zeitung auch vor brisanten Themen nicht zurückschreckt. Da kommt das regenbogenfarbene Sommerloch wie gerufen. Wenn du dich also herablassen solltest, auch an anderen Tagen im Jahr über skurrile Minderheiten zu berichten, kannst du dir an einer bekannten Berliner Tageszeitung ein Beispiel nehmen. Diese versteckt die Rubrik „Queer“ nämlich treffsicher ganz am Ende, wo sie hingehört. Für das Fernsehen gilt analog das Nachtprogramm. Wir sind doch so unglaublich divers. *Schulterklopfen*

Achte bei aller Weltoffenheit und Toleranz aber darauf, dass die Randgruppen nur dann zu Wort kommen, wenn es ausdrücklich um Diskriminierung und Gewalt geht. Mit Elend kennen die sich ja aus. Für alle anderen Themen gibt es normale Expert_innen. Behalte hier jedoch stets die Kommentarspalte im Blick. Denn falls dir der woke Homo-Pöbel daraus einen Strick dreht, dir „Marginalisierung“ vorwirft und dich trotz deines Einsatzes öffentlich outcallt, wird es brenzlig. Deiner Vormachtstellung drohen mehr Kratzer als dem Mercedes-Benz von Alice Weidel. Höchste Zeit zu handeln.

Mache ihnen unmissverständlich klar, dass in einer Demokratie immer die Mehrheit entscheidet. Und da du als cis Hete ja die Mehrheit repräsentierst, haben sich die Randgruppen dir brav unterzuordnen und keine frechen Ansprüche zu stellen. Zur Veranschaulichung eignen sich hier besonders Zahlenspiele. Bei geschätzten 2% der Bevölkerung ist es wahrscheinlicher beim Bäcker einem sprechenden Einhorn zu begegnen. Dass du und die Zahlen seit Jahren in getrennten Betten schlaft, braucht ja niemand* wissen. Hauptsache sie kapieren endlich, dass sich nicht alles um sie dreht.

Lass dir also von den dreisten Schattengestalten nicht auf der Nase herumtanzen. Wenn sie wieder anfangen, dir ihre veganen Extrawürste um die Ohren zu hauen, solltest du klare Grenzen setzen. Bis hierhin und nicht weiter. Keine Homo-Ehe, kein Gendergaga und kein orwellscher Neusprech, bloß um die zwei, drei verwirrten Seelen in Deutschland zu inkludieren, die sich angeblich „im falschen Körper fühlen“. Du weißt, dass alle Menschen, die nicht dieselben Bedürfnisse haben wie du, die Gesellschaft mit ihrer üblen Identitätspolitik spalten. Verschließe daher fest Augen und Ohren und mach einfach weiter wie bisher. Irgendwann werden die schon resigniert aufgeben…

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Derailing

[CW: Frauenfeindliche und schwulenfeindliche Ausdrücke, explizite Beschreibung sexualisierter Gewalt]

Sehen wir der traurigen Wahrheit ins Gesicht: Deutschland hat ein Problem. Ein richtig dickes Problem. Denn in letzter Zeit erdreisten sich immer mehr Betroffene von (sexualisierter) Gewalt öffentlich darüber zu sprechen. Euch straighte cis Macker – aka die Krone der Schöpfung – dafür zu kritisieren! So ganz ohne Scham. Bloß, weil ihr mit ein wenig Nachdruck euren gottgegebenen Herrschaftsanspruch in der Welt durchsetzt. Krass. Das geht ja mal gar nicht.

Wir, die Schlampen, Schwuchteln und andere Fußabtreter, sollten da echt mal Verständnis zeigen. Schließlich folgt ihr ja nur eurem ureigenen Instinkt. Catcalling, Grapschen – da kann man nichts machen. Alles voll natürlich. Konsens hingegen eher weniger. Zumindest solange ihr nicht von anderen Kerlen angebaggert werdet. Da ist Konsens dann total angesagt.

Zugegeben, eure Annäherungsversuche wirken auf uns manchmal ein klein wenig… unbeholfen. Aber die Hand am Hintern im Fahrstuhl ist für euch ja auch ein Zeichen ehrlicher Wertschätzung. So von Mensch zu Mensch. Was blafft euch die blöde Zicke dafür an? Versteht die gar keinen Spaß? Echt ma. Dank #MeToo wisst ihr armen verwirrten Seelen einfach nicht mehr, wie ihr euch verhalten sollt. Eure Mütter und Großmütter hätten sowas damals zu schätzen gewusst. Ganz sicher.

Auf Reddit und Konsorten ist die Welt für euch zum Glück noch in Ordnung. Welche Frau dort träumt nicht davon, in einem rumänischen Bordell ihren Körper für Andrew Tate an zahlungskräftige Verehrer zu verschachern? Oder mal bei Rammstein im Backstage so richtig durchgevögelt zu werden. Saugeile Role Models, solche Typen. Yeah, thumbs up! Davon kannst sogar du @slutsmasher2000 noch etwas lernen.

Okay, ein Drittel von euch 18 bis 35-jährigen Typen findet es völlig in Ordnung, euren Partnerinnen gegenüber gewalttätig zu werden. Deshalb kann von „toxischer Maskulinität“ aber noch lange keine Rede sein. Ist doch klar. Ein strukturelles Problem mit Sexismus und Weiblichkeitsfeindlichkeit? I wo! Sonst hättet ihr doch schon eher davon gehört. Und selbst habt ihr ja auch noch nie sexistische Übergriffe erlebt. Es kann also wohl nicht so dramatisch sein. Die Scheiß-Emanzen sollen mal nicht übertreiben, stimmt’s?  

Das Übelste ist ja bekanntlich auch nicht die Gewalt gegenüber Frauen, Homos und anderen Opfern, sondern wie deren Publikmachung euren tadellosen Ruf ruiniert. Und damit eure Paarungschancen. Darum sollte es in der Diskussion gehen. Eure Gefühle. Dabei haltet ihr (jungen) Frauen mit entsprechender Körbchengröße doch gerne mal die Tür auf. Natürlich ganz ohne Hintergedanken. Dass die dafür nicht ihre Telefonnummern rausrücken, ist echt undankbar. Lächelt doch wenigstens mal.

Ihr habt recht. Wir sollten euch gegenüber etwas mehr Nachsicht walten lassen. Was könnt ihr für das rücksichtslose Verhalten anderer Männer? #NotAllMen Wenn ihr in derselben Diskussion dann wiederum zugewanderten oder geflüchteten Männern die Schuld für Sexismus und Gewalt in die Schuhe schiebt, ist das natürlich keine Verallgemeinerung. Eher eine allseits bekannt Tatsache, die selbstverständlich nichts damit zu tun hat, von euch selbst abzulenken.

Deutschland hat kein Problem mit Gewalt, Sexismus und toxischer Maskulinität. Mitnichten. Deutschland hat ein Problem mit männerhassenden Verleumdungskampagnen. In Wahrheit seid ihr richtig dufte Typen, die völlig zu Unrecht kritisiert und in Sippenhaft genommen werden. Was ist schon eine zerrissene Bluse oder eine blutende Nase gegen eure angekratzten Männer-Egos?

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Nicht toxisch

Es ist schon wieder passiert. Du scrollst dich nichtsahnend um 2:30 Uhr durch die Kommentarspalten der WELT Online und schon schwillt dir der Kamm: Irgend so eine männerhassende Emanze oder einer ihrer lila Pudel fabulieren mal wieder was von „toxischer Männlichkeit“, die es aus deiner ureigenen Erfahrung ja gar nicht gibt. Schließlich bist du ja selbst ein Mann. Hier die besten Gründe, warum du NICHT toxisch bist. Nur, falls mal der Vorwurf aufkommen sollte…

Du bist NICHT toxisch, weil du ganz klar der Nice Guy bist. Du bist nicht wie die anderen Kerle. Überhaupt nicht, null, nada. Selbst wenn du sie irgendwie verstehen kannst. Im Gegenteil, du bist der edle Ritter auf dem weißen Ross, der die armen, bedrängten Ladys rettet. Notfalls auch vor sich selbst. Hintergedanken? Du? Gott bewahre! Niemals ist dir in den Sinn gekommen, für deine Heldentaten kleine Gefälligkeiten zu erwarten.

Du bist NICHT toxisch, weil du eben nicht alle Frauen scheiße findest. Besonders jene, die damals glücklich genug war, deine zahlreichen Vorzüge zu erkennen und dir als treusorgende Ehefrau zu dienen, wie es sich gehört. Ihre Buletten sind immer der Burner. Oder die heiße Olga aus dem Puff um die Ecke. Das sind Frauen, vor denen du Respekt hast. Zumindest für zehn Minuten.

Du bist NICHT toxisch, nur weil du es genießt deine Mitmenschen klein zu machen. Lass dir nicht einreden, andere Männer würden die anerkennenden Blicke im Baumarkt nicht genießen, wenn du deine Olle in der Schlange an der Kasse mal so richtig schön zusammenscheißt. Du kannst das Schulterklopfen deiner Kumpels im Geiste förmlich spüren. Was bist du doch für’n geiler Typ! Yeah, Baby…

Du bist NICHT toxisch, nur weil du im vollbesetzten Bus deine Sporttasche auf den Sitz neben dir donnerst und breitbeinig vor dich hingrinchst wie ein Seeräuber auf Kaperfahrt. Die ältere Dame mit dem Gehstock vor dir kannst du ja getrost ignorieren. Was du dafür aber immer gerne mit allen teilst, ist deine Bierfahne – „Ey, seid doch froh, dass ich mich nicht besoffen hinters Steuer setze, ihr Pussys!“ – und sonstige Ausdünstungen. Sehr großzügig.

Du bist NICHT toxisch, nur weil du deine Freizeit gerne damit verbringst, im Netz irgendwelche „Gender-Freaks“ zu trollen und sie mit Hasskommentaren zuzuschütten. Schließlich haben sie es nicht anders verdient. Denn warum existieren sie auch einfach so rum, ohne dich vorher um Erlaubnis zu bitten? Spielen sich erst als Sprachpolizei auf und stellen dann auch noch unverschämte Forderungen! Da kann einem schon mal der Kragen platzen. Echt ma.

Du bist NICHT toxisch, nur weil du deinen sechsjährigen Sohn beim Abendessen anbrüllt, nachdem er dir gesagt hat, dass er lieber Ballett tanzen, statt Fußball spielen möchte. Du weißt ja wohl am besten, was für dein Kind gut ist. Und wenn du beschlossen hast, einen echten Mann aus ihm zu machen, dann ist das dein gutes Recht. Basta! Du hast ihn ja immerhin gezeugt, also darfst du auch über ihn bestimmen. Nicht, dass aus ihm am Ende ein elender Schwanzlutscher wird. Dann hast du ihn natürlich nicht gezeugt.

Du bist NICHT toxisch, nur weil du das toxische Verhalten anderer Männer nicht schlimm findest. So hat es dein eigener Vater doch auch gemacht. Und was früher richtig war, kann heute nicht verkehrt sein. Zwar hacken heute sowieso alle grundlos auf unschuldigen Männern wie dir rum, aber das liegt selbstverständlich nicht an deinem Verhalten, sondern bloß an diesem blöden Gender- und Feminismus-Quatsch. Reine Gehirnwäsche. Kein Grund mal darüber nachzudenken, warum Männer wie du die einzigen sind, denen es nicht auffällt…

Du bist NICHT toxisch. Überhaupt nicht.

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Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet

Berlin (dlp) – Nachdem der Deutsche Bundestag am vergangenen Donnerstag mit einer deutlichen Mehrheit das lang ersehnte Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet hat, überschlagen sich die Ereignisse. Befürworter_innen sprachen von einem „historischen Tag“. Das Selbstbestimmungsgesetz zielt darauf ab, Vornamens- und Personenstandsänderungen für trans Personen zu erleichtern. Es ersetzt damit das Transsexuellengesetz von 1980, das in der Vergangenheit vom Bundesverfassungsgericht zum wiederholten Mal für verfassungswidrig erklärt wurde.

Vor dem Brandenburger Tor in Berlin hatten sich zahlreiche Menschen zusammengefunden, um für das seitens der Verfassung verbriefte Recht auf Selbstbestimmung zu demonstrieren. Ihnen gegenüber stand eine lautstarke Fünfergruppe bestehend aus der examinierten Hobby-Biologin Marie-Luise Vollrecht, der BILD-Journalistin Alice Schwarzer, der AFD-Politikerin Beatrix von Storch sowie zwei frustrierten Bademeistern aus der Uckermark.

„Biologie ist tot. Es lebe die Genderideologie“, kommentierte Vollbrecht lakonisch. Die vom Landgericht Köln wegen Leugnung der NS-Verbrechen verurteilte Biologin sieht im Selbstbestimmungsgesetz „einen weiteren Angriff der virulenten Translobby auf die Wissenschaftsfreiheit und freie Meinungsäußerung“. Nach der Verabschiedung des Gesetzes habe sie sich entschieden, das Thema ihrer Dissertation geringfügig abzuändern und nun die Folgen von Sauerstoffmangel für die Zellproliferation der Gehirnzellen, die Neurogenese und kognitive Leistungsfähigkeit bei deutschen Bundestagsabgeordneten zu untersuchen.

Schwarzer sieht die Sache ähnlich. „Schon seit langem indoktrinieren uns diese Trans-Apologetinnen. Jetzt ist der Weg endgültig frei, Judith Butler sei Dank“, so die Gebärmutter des deutschen Brachialfeminismus. Sie sehe in Deutschland keine Zukunft mehr und habe bereits einen Asylantrag in Großbritannien gestellt. Die Fantasy-Autorin Joanne K. Rowling habe ihr bereits die Besenkammer unter der Treppe angeboten – zum Freundschaftspreis. Dies sei der letzte Zufluchtsort, der TÜV-geprüften Frauen wie ihr noch geblieben ist.

Ferner wurde bekannt, dass Schwarzer aus Enttäuschung über das verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz die Herausgabe der Zeitschrift EMMA ab Mitte des Jahres einstellen wird. Stattdessen möchte die 81-Jährige sich nun voll und ganz ihrem neuen Hobby widmen – Cosplay. Verkleidet als weiße Friedenstaube wolle sie gemeinsam mit Busenfreundin Sahra Wagenknecht auf Weltfrieden-Tournee gehen. Erstes Ziel sei Russland, dem wie sie meint „einzigen Land, das Frauenrechte noch respektiert und dem Transaktivismus Einhalt gebietet“.

Zuspruch erhalten beide Frauen von der ehemaligen Abgeordneten von Storch: „Verdammter Genderwahn! Wer schützt jetzt den deutschen Volkskörper vor Entartung!?“ Nachdem diese sich im Vorfeld der Debatte auf Twitter in Ekstase gewutbürgert hatte, waren ihre Schießbefehle an befreundete Reichsbürger bekannt geworden. Diese sollten den deutschen Bundestag vom „linksgrünversifften Unrat säubern“. Trotz der Beteuerung auf der Maus ausgerutscht zu sein, wurde ihre Immunität inzwischen aufgehoben und Strafverfolgung eingeleitet. Sie erwartet eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren wegen versuchter Anstiftung zum Mord.

Die Tatsache, dass das Selbstbestimmungsgesetz letztlich in seiner ursprünglichen Form ohne Hinweis auf das Hausrecht und ohne dreimonatige Wartezeit verabschiedet wurde, hatte zudem Justizminister Buschmann (FDP) am vergangenen Dienstag von seinem Posten zurücktreten lassen. Er habe eigesehen, dass er seinen Aufgaben nicht gewachsen sei und wolle daher zukünftig lieber Tickets im Legoland Günzburg verkaufen. Wer an seiner statt die Stelle besetzen wird, ist bislang noch unklar.

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Für eine freie Diskussionskultur

Die Diskussionskultur hierzulande hat in den letzten Jahren merklich gelitten. War es vor ein paar Jahrzehnten z.B. noch  völlig selbstverständlich, sich unbefangen über die effektivsten Mittel zum Erhalt des deutschen Volkskörpers auszutauschen, ist eine ergebnisoffene Diskussion dazu heute praktisch unmöglich. Überall stoßen wir auf Denk- und Sprachverbote. Was dürfen wir überhaupt noch sagen?

Wer es wagt, die drakonischen Maßnahmen in der Corona-Diktatur auch nur ansatzweise mit denen während des Dritten Reichs gleichzusetzen, bekommt gleich den Stempel „Schwurbler“ aufgedrückt. Wer die Erde aufgrund eigener Beobachtungen als Scheibe ansieht, gilt wahlweise als „Spinner“ oder „Aluhutträger“. Ganz so, als seien diese Überlegungen und Schlussfolgerungen irgendwie abwegig. Und bei der leisesten Kritik an der deutschen Einwanderungspolitik droht unweigerlich der Nazi-Vorwurf.

Sobald man auch nur ein Quäntchen vom Meinungs-Mainstream abweicht, wird man mit Häme und Hass überschüttet. Ein falsches Wort und du bist weg vom Fenster. Inzwischen nimmt diese Form der Cancel Culture immer extremere Formen an und betrifft nun auch Themen, bei denen man sich noch vor ein paar Jahren in Sicherheit wiegen konnte. So zum Beispiel die Frage, was einen Mann und was eine Frau ausmacht.

Anstatt sich auf spannende und intellektuell herausfordernde Art und Weise über das Für und Wider von trans Personen auszutauschen, wird einem heute schon kurzer Prozess gemacht, nur weil man mal eben ihr Existenzrecht in Frage stellt. Seit wann ist es verboten, öffentlich darüber zu debattieren, ob ihr unfreiwilliges Ableben einem höheren Ziel dienen könnte?

Sicherlich mögen das zum Teil etwas umstrittene Meinungen sein, doch solange sie mit Achtung und Respekt geäußert werden, sollte wir sie als Bereicherung für den demokratischen Diskurs begreifen. Genauso wie wir – die Mehrheit – die Meinung tolerieren müssen, dass trans Personen unveräußerliche Grundrechte besitzen, sollten diese umgekehrt auch tolerieren, dass wir dies ein wenig anders sehen.

Das permanente Moralisieren mit seinen kruden Umerziehungsfantasien hing schon unseren Groß- und Urgroßeltern vor achtzig Jahren mächtig zum Hals heraus. Und das chronische Beleidigtsein, bloß weil die Frage nach der Rechtmäßigkeit der eigenen Existenz unterschiedlich beantwortet wird, hilft auch niemandem weiter.

Statt der üblichen Überspanntheit wünschen wir uns eine konstruktive und friedliche Diskussion. Wer uns von seinem Standpunkt überzeugen möchte, sollte sich nicht nur auf böswillige Verleumdungen und Beschimpfungen verlassen, sondern sich lieber argumentativ um uns bemühen. Getragen von Verständnis, Wohlwollen und gegenseitigem Respekt.

Zunächst einmal braucht es für einen offenen Meinungsaustausch eine entsprechende Atmosphäre. Da diese Leute ja uns von ihren Ansichten überzeugen möchten und nicht umgekehrt, liegt es folglich auch an ihnen für eben diese zu sorgen. Warum laden die uns denn nicht einfach mal zu sich nach Hause ein! Am knisternden Kamin mit Kaschmirkissen und liebevoll aufgeschäumtem Cappuccino diskutiert es sich gleich viel besser. Flauschigkeit kennt keine Grenzen…

Sollten unsere harmlosen Mord- und Gewaltdrohungen unter Umständen für Unbehagen oder Missstimmung sorgen, wäre ihnen ein bisschen mehr Nachsicht und Gelassenheit dringend angeraten. Das verlangt allein schon die Gastgeber-Etikette. Mit Diffamierungen und verbalen Rumdumschlägen werden sie bei uns kein Stück weiter kommen. Eher stellen sie durch ihre mangelnde Souveränität die eigene Befangenheit zur Schau. Dass wir so jemanden nicht mehr ernst nehmen können, versteht sich von selbst.

Wir würden uns wünschen, dass die Berufsempörten ihre ständige Rechthaberei künftig besser in den Griff bekommen. Nicht jede Aufforderung zum Suizid ist eine Provokation. Genauso gut kann es sich um gut gemeinte Lösungsvorschläge handeln. Dauernd eine wie auch immer geartete „Feindlichkeit“ hinter allem sehen zu wollen, ist ja wohl pure Hysterie. Kann man sowas nicht einfach mal ohne Widerworte stehen lassen?

Trans Personen und andere Randgruppen sind nicht der Nabel der Welt, nach dem wir uns als Mehrheit zu richten haben. Auch wenn das gelegentlich in Vergessenheit zu geraten scheint. Wenn solche Leute meinen, immer und überall frech rumexistieren- und uns bei jeder Gelegenheit ihre „Diskriminierung“ unter diese Nase reiben zu müssen, wäre schon mal Verständnis dafür angebracht, wenn uns irgendwann die Hutschnur platzt. Die sollen uns mit ihrem Gejammere nicht so auf den Senkel gehen, nur weil wir denen einen Schrank auf den Fuß stellen.

Überhaupt wäre etwas mehr Verständnis und Wohlwollen uns gegenüber nicht verkehrt. Nur weil wir ein paar skurrile Minderheiten ganz gerne verschwinden oder ableben sehen wollen, sind wir noch lange keine schlechteren Menschen. Eine andere Meinung macht uns schließlich nicht zu Monstern! Solche haltlosen Beschuldigungen und Dämonisierungen zielen auf unsere Würde und verletzen uns zutiefst. *schnief* Seit wann ist deren Blut mehr wert als unsere Tränen?

Im Namen der Meinungsfreiheit plädieren wir daher für eine freie Diskussionskultur ohne Sprach- und Denkverbote. Dann lebt es sich für uns als Mehrheit sehr viel leichter. Und die Mimosen sollen sich dann halt zusammenreißen und an ihrer Einstellung arbeiten. Zumindest solange sie noch unter uns sein dürfen…

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Linke Identitätspolitik

Liebe Leser_innen,

die Diskussion um Inklusion, Diversität und „linke Identitätspolitik“ erhitzt die Gemüter der deutschen Öffentlichkeit. Reizbarkeit und Aggressivität greifen immer stärker um sich. Oftmals genügen nur wenige Worte, um einen Schwall von Hass und Häme auszulösen. Besorgte Stimmen sehen darin eine drohende Spaltung unserer Gesellschaft. So auch der 65-jährige Familienvater Wolfgang K. aus Buxtehude. Um friedliebenden Menschen wie ihm eine Stimme zu geben, haben wir ihn hier zum exklusiven Interview eingeladen.

Queerwolf (QW): Was ist Ihrer Meinung nach „linke Identitätspolitik“?

Herr K.: Ist doch ganz klar. Das ist der Versuch von hysterischen Emanzen und irgendwelchen skurrilen Minderheiten, sich über ihren Opferstatus Sonderrechte zu erschleichen. Normale Männer wie ich sind da immer die Bösen! Da kann man draufhauen. *schnauf*

QW: Was genau meinen Sie mit „normalen Männern wie ich“?

Herr K.: Blöde Frage! Ich sag‘ Ihnen mal was: Ich habe über vier Jahrzehnte in die Rentenkasse eingezahlt. Jeden verdammten Tag! Habe für drei Kinder, zwei Riesenschnauzer und meine Olle gesorgt. Und jetzt wollen die mich zum Schweigen bringen!

QW: Wer möchte Sie zum Schweigen bringen?

Herr K.: Na, die woken Extremisten natürlich, mit ihrer linksgrün-versifften Identitätspolitik! *knurr*

QW: Aus welchem Grund wollen diese Sie denn Ihrer Ansicht nach zum Schweigen bringen?

Herr K.: Stellen Sie sich doch nicht blöder als Sie sind! Die spielen einfach ihre Opferkarte aus, um sich Vorrechte zu ergaunern, die ihnen nicht zustehen. Sehen Sie doch an der Frauenquote. Kompetenz spielt da keine Rolle mehr. Hauptsache Frau, Transgender oder sonst was. Bloß kein Mann. DAS ist Diskriminierung!

QW: Sie sind also der Ansicht, dass Frauen und trans Personen Ihnen gegenüber Privilegien genießen?

Herr K.: Logisch. Aber Männer dürfen das heute ja nicht mehr offen sagen. Sonst sind sie gleich Rassisten, Sexisten oder Schlimmeres. Als deutscher Mann bist du immer an allem schuld. *schmoll*

QW: Wann war das letzte Mal, dass Sie Diskriminierung erfahren haben?

Herr K.: [Pause] Erst neulich… *räusper* ….vor fünf Jahren. Da haben die bei uns im Betrieb nämlich mit dem komischen Diversity-Zirkus angefangen, mit Sonderbeauftragtem und so ‘nem Scheiß. Ich habe mich damals beworben und wer ist’s am Ende geworden? Raten Sie mal! Der schwule Detlef aus dem Hinterhaus natürlich!

QW: Also doch keine Frau, sondern ein Mann?

Herr K.: Ja, aber eben kein richtiger… Also ein normaler, so wie ich. Mit Frau und Kindern.

QW: Wie viele Frauen und trans Personen arbeiten denn bei Ihnen im Betrieb?

Herr K.: Wir sind offen für alle Menschen. Da gibt es keine Unterschiede. Bei uns arbeiten auch Frauen. Sogar solche „mit Migrationshintergrund“. So muss man das ja heute nennen, um nicht gleich geköpft zu werden.

QW: In welchem Bereich sind diese denn genau tätig?

Herr K.: [Grillenzirpen] Facility Management… Also Saubermachen und so’n Kram… *räusper*

QW:  Ah, ja. Was qualifiziert Sie persönlich denn als Diversity-Beauftragten?

Herr K.: Für mich sind alle Menschen gleich. Ob Mann oder Frau, schwarz oder weiß, homo oder normal. Ich mache da keine Unterschiede. Alle werden gleich behandelt, keine Sonderrechte für irgendwen.

QW: Und das unterscheidet Sie von Ihrem Mitbewerber?

Herr K.: Die Sache liegt doch auf der Hand. Ich bin ein ganz normaler Mann. Bin daher nicht emotional voreingenommen und kann Fragen zum Thema objektiver beurteilen. Mit kühlem Kopf und so.

QW: Sie halten Ihren Standpunkt als weißer deutscher cis-hetero Mann also für neutraler als den Ihres Kollegen?

Herr K.: Als WAS? Ich bin ein normaler Mann. Basta. Sparen Sie sich bitte diese ganzen woken Firlefanz. Da klappen sich einem ja die Zehennägel hoch. Herrgott nochmal! *schimpf*

QW: Ich verstehe. Sie sprechen vom schwulen Kollegen, möchten aber nicht hetero genannt werden. Sie sprechen von trans Personen, aber die Bezeichnung cis lehnen Sie für sich ab. Reinigungskräfte haben „Migrationshintergrund“ aber sie sind nicht „weiß“. Fällt Ihnen etwas auf?

Herr K.: Das ist doch was anderes! Männer wie ich sind nun mal die Mehrheit. Und die bestimmt am Ende, wer hier wen wie bezeichnet. Nicht irgendwelche skurrilen Minderheiten. Punkt. *schäum*

QW: Und das sind keine Sonderrechte? Behandeln Sie hier nicht Menschen, die zu einer Minderheit gehören, anders als solche, die zu einer Mehrheit gehören?

Herr K.: Sie missverstehen mich absichtlich. Ich habe langsam die Schnauze voll davon, wie Sie hier wieder versuchen, mich in die intolerante Ecke stellen. Und überhaupt… *groll*

QW: Ich habe nur Fragen gestellt, im Namen der Meinungsfreiheit. Sowas wird man doch noch sagen dürfen. Beantworten Sie mir bitte noch Folgendes: Sehen Sie eventuell einen Zusammenhang zwischen einer Denkweise wie Ihrer und z.B. der Zusammensetzung Ihrer Kolleg*innen im Betrieb?

Herr K.: Ich habe Ihnen vorab gesagt, dass ich das Interview sofort abbreche, wenn Sie schon wieder mit dem verfluchten Gendersprech anfangen!

QW: Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Wir wollen ja nicht, dass hier der Eindruck entsteht, wir torpedieren Ihre Kritikfreiheit Meinungsfreiheit und spielen uns als Sprachpolizei auf…

Herr K.: Das will ich doch hoffen… *grummel*

QW: Sie äußerten vor dem Interview, dass Sie linke Identitätspolitik als Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt betrachten.

Herr K.: Korrekt, das ist sie ja auch. Was solche woken Ideologen nicht verstehen wollen: Du bist nichts Besseres, nur weil du eine lesbische Frau mit Migrationshintergrund bist! Erwarte nicht, dass du dafür irgendwelche Sonderrechte bekommst. Die Welt dreht sich nicht nur um dich.

QW: Sondern um Männer wie Sie? Und das ist dann keine Identitätspolitik?

Herr K.: *flush*

QW: Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview!

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Shit happens

Nun ist es also noch geschehen. Neunzig Jahre nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten, achtundsiebzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und neunundzwanzig Jahre nach der Abschaffung des §175 wurde am 27. Januar dieses Jahres erstmals bei einer Feierrunde im Bundestag den queeren Opfern des NS-Regimes gedacht.

Mit gerade einmal 27-jähriger Verspätung kommt das Gedenken, welches seit 1996 jährlich begangen wird, somit vermutlich schneller als die viel beschworene Digitalisierung oder das letzte Paket der deutschen Post. Ein solches Musterbeispiel politischen Gestaltungswillens – besonders seitens des Bundestagspräsidiums –  kann gar nicht laut genug bejubelt werden. Ein Jammer, dass die Überlebenden es so eilig hatten früh zu sterben…

Das Land der Richter und Henker Dichter und Denker feiert sich für die beispiellose Aufarbeitung des geschehen Unrechts und in den Kommentarspalten deutscher Zeitungen tummelt sich die Crème de la Crème der digitalen Scheißhausphilosophie, um die Leser_innen mit ihren geistigen Ergüssen zu beglücken. Wahre Perlen der Weisheit, denen dringend Rechnung getragen werden sollte. Lesen Sie hier die wichtigsten Erkenntnisse, extra für Sie zusammengefasst:

Erkenntnis Nr.1

Endlich ist es raus: Die gesamte SA und NSDAP war schwul! Dunkle Homo-Seilschaften bis in die höchste Position. Ernst Röhm ist nur der Anfang, sogar über Adolf Hitler gibt es entsprechende Gerüchte… Homosexuelle Männer waren also eher Täter als Opfer und sollten daher nicht ständig gesondert bedacht werden. Der Rosa Winkel im KZ ist eine Erfindung der virulenten Homo-Lobby.

Erkenntnis Nr.2

Bei genauerer Betrachtung konnte es im Nationalsozialismus gar keine Verfolgung queerer Menschen geben. Das Wort „queer“ existierte für diese Menschengruppe damals nämlich noch gar nicht. Wer hätte das gedacht? Und wenn etwas nicht existiert, kann die Gruppe, die der Begriff heute beschreibt, ja auch nicht verfolgt und ermordet werden.

Übrigens, lesbische Frauen waren wenn überhaupt nur vereinzelt im KZ, weil sie durch irgendeinen komischen Zufall alle asozial waren. Und trans Personen konnten damals heiter und unbehelligt in der Parteizentrale der NSDAP ein- und ausspazieren. Sie hatte schließlich sogenannte „Transvestitenscheine“.

Erkenntnis Nr.3

Wer glaubt, dass die paar homosexuellen Menschen, die tatsächlich verfolgt und ermordet wurden, beim kollektiven Gedenken verdrängt vergessen wurden, irrt sich gewaltig. Es ist schlicht und ergreifend ein großer Zufall, dass immer wenn ihnen gesondert gedacht werden soll, Stimmen laut werden, die ihre explizite Nennung als „Identitätspolitik“ kritisieren. Solche Leute haben wahrlich kein Problem mit schwuler oder lesbischer Sichtbarkeit, sie wollen nur fair und unvoreingenommen sein.

Erkenntnis Nr.4

Für die Nazis waren Homos eben auch bloß Untermenschen Menschen wie alle anderen. Jede_r wurde verfolgt – ganz ohne Unterschied. Bloß hatten die Rothaarigen, Dachdecker_innen und Linkshänder_innen nicht die Lobby, die sich nach 1945 gleichermaßen stark und öffentlichkeitswirksam für ihre Belange eingesetzt hat. Daher ist leider der Eindruck entstanden, sie seien nicht demselben Verfolgungsdruck ausgesetzt gewesen. Was für eine furchtbare Geschichtsverfälschung! Eine echte Schande.

Erkenntnis Nr.5

Dass queere Menschen auch nach dem Ende des NS-Regimes vom Staat verfolgt wurden, war halt Pech. Da gab es keine böse Absicht. Das waren damals eben andere Zeiten und die guten Richter_innen wussten es nun mal nicht besser. War ja auch schon im Kaiserreich so. Klar waren es teilweise dieselben Personen, die sie bereits während des Nationalsozialismus ins KZ gebracht hatten und nun Zuchthaus-Strafen aussprachen. Doch queere Menschen sollten nicht so nachtragend sein und ihren Henker_innen endlich die Hand der Versöhnung reichen. Alles andere wäre Verbitterung.

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Neujahrsansprache an die deutsche Nation

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Minderheiten,

ein aufregendes Jahr voll unerwarteter Wendungen liegt hinter uns. Als deutsche Nation blicken wir zurück auf die vergangenen zwölf Monate. Eine Zeit, in der wir trotz aller Widrigkeiten für unsere freiheitlich-demokratischen Werte eingetreten sind und von der Welt gefeiert wurden. Eine vielfältige und bunte Nation, die zurecht stolz auf ihre beispielhafte Toleranz ist.

So zeichnet sich unser Land besonders durch seinen fairen Umgang mit Randgruppen Minderheiten aus. Denn diese gehören ganz selbstverständlich zu uns. Das soll an dieser Stelle nochmal unmissverständlich klar gemacht werden. Wir, das deutsche Volk, lassen uns nicht spalten und positionieren uns deutlich gegen jegliche Art von Diskriminierung und Hass. Jeder Bürger und jede Bürgerin in diesem Land kann sich hier frei und sicher fühlen. Ob mit oder ohne Migrationshintergrund, gleichgeschlechtlich liebend oder anders begabt.

Deutschland stellt sich schützend vor all jene von uns, die unter Gewalt und Ausgrenzung leiden. Zivilcourage wird in diesem Land seit jeher groß geschrieben und genießt hohes Ansehen. Wir möchten hier all denen unseren Dank aussprechen, die bereit waren, für ihren mutigen Einsatz einen hohen Preis zu zahlen. So wie unsere Nationalhelden mit Pantomime und regenbogenfarbener Unterwäsche.

Unsere Nation mit ihrer langen demokratischen Tradition genießt weltweite Bewunderung. Unsere freiheitlichen Werte, unsere Ideale von Loyalität und Verlässlichkeit begeistern Menschen bis an den Hindukusch. Ein Sehnsuchtsort im Herzen Europas, der stets seine Tore für alle Zufluchtsuchenden offen hält und bei seinen zahlreichen Aufnahmeprogrammen auch die schwächsten Glieder der Gesellschaft im Blick behält, ungeachtet ihrer Nationalität oder ihres Glaubens.

Gerade der Schutz der Religionsfreiheit ist ein hohes Gut und garantiert Bürgern und Bürgerinnen der unterschiedlichsten Konfessionen eine freie Ausübung ihres Glaubens. Dieses Verständnis von Freiheit und Toleranz ist der Kern unserer christlich-abendländischen Leitkultur. Sicherlich birgt das bunte Miteinander verschiedener Anschauungen auch Potenzial für Konflikte. Dabei mögen manchmal Worte fallen, die als beleidigend empfunden werden. Doch dies müssen wir aushalten, denn genau das ist Demokratie.

Alle Bürger und Bürgerinnen in Deutschland sind gleich an Rechten. Selbstbestimmung in all ihren Facetten ist dabei ein essentieller Bestandteil. Niemand bleibt davon ausgeschlossen. Heute können wir stolz sein auf die erreichte Gleichberechtigung der Geschlechter von Mann und Frau. Fremdbestimmung und Bevormundung gehören damit endgültig der Vergangenheit an. Denn die Würde des Menschen ist schließlich unantastbar, und zwar jedes einzelnen von uns. Unsere Demokratie lebt von dem Vertrauen, das wir ihr schenken.

Das – meine sehr verehrten Damen und Herren – ist Deutschland, unser aller Heimat. Ein Land, in dem wir gut und gerne leben. Miteinander. Füreinander. Egal woher Sie kommen, woran Sie glauben oder wen Sie lieben. Das sind unsere Werte, die uns als Nation zusammenhalten und uns auch im neuen Jahr sicher den Weg weisen werden – Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland.

Vielen Dank.

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Rächer der Enterbten – Eine Anleitung

Nichts baut so sehr auf wie das Gefühl für die gerechte Sache zu kämpfen. Seite an Seite mit all den Unterdrückten, die nur darauf gewartet haben von dir gerettet zu werden. Du hast den totalen Durchblick und erkennst Ungerechtigkeiten im Nullkommanix. Dir macht so schnell keiner was vor. Nicht mal Betroffene selbst. Dann hast du das Zeug zum Super-Ally! Die folgende Anleitung soll dir dabei helfen.

Beginnen wir mit einer simplen Einstiegsfrage: Was bewegt dich eigentlich, dich für andere Menschen stark zu machen? Ein ganz normaler Motivations-Check also. Nein, natürlich nicht Empathie und dein Sinn für Gerechtigkeit. Du bist schließlich nicht Mutter Teresa. Die Antwort ist viel einfacher. Anerkennendes Schulterklopfen und ein Lob für deine Courage. Ein Like auf Facebook tut‘s im Zweifelsfall auch. So viel Ehrlichkeit muss schon sein.

Empathie ist selbstverständlich nichts Schlechtes. Es hat aber einen Haken. Du müsstest dich intensiver mit der Lebenssituation der Diskriminierten und Entrechteten beschäftigen. Und dafür hast du weder Zeit noch Nerven! Wähle deshalb lieber die Sparvariante, die denselben Nutzen bringt: Mitleid. Ist fast dasselbe und kaum einer in deiner cheering crowd wird den Unterschied bemerken. Ein weiterer Vorteil ist, dass du dadurch immer noch in der sicheren Position des Stärkeren bleibst und dein Einsatz für die Schwachen umso selbstloser erscheint.

Leider zeigen nicht alle Unterdrückten die Dankbarkeit, die Menschen wir dir gebührt. Die Zeiten, in denen sie dir für deinen Einsatz die Füße küssten, sind lange vorbei. So traurig das auch ist. Klar ist es eine bodenlose Unverschämtheit und sollte auch als solche benannt werden. Es steht dir schließlich zu gefeiert zu werden. Dafür tust du dir den ganzen Mist ja überhaupt erst an! Wähle deshalb die effektivste Bestrafungsmethode, die dir außer Auftragsmord noch bleibt: Drohe damit, dich von jeglicher Unterstützung zurückzuziehen und die aufmüpfigen Elemente für alle Ewigkeit Stich zu lassen. Wer nicht will, der hat schon…

Überhaupt solltest du als werdender Super-Ally die Kosten-Nutzen-Rechnung nie aus dem Blick verlieren. Beschränke dich daher nach Möglichkeit auf reine Symbolik. Sie kostet nichts und bringt maximalen Nutzen – zumindest für das Standing bei deinen Peers. Gut geeignet sind hier zum Beispiel Regenbogenfahnen bei Fußballspielen oder eingefärbte Social Media-Profile. Sollte der Gegenwind dir zu groß werden, kannst du immer noch auf die expressionistische Ostermalerei deiner dreijährigen Nichte zurückgreifen und hinterher behaupten, es sei ein und dasselbe. Wenn alle wissen, was für ein toller Hecht du bist, kannst du in Zukunft ganz auf den Scheiß verzichten.

Aber kommen wir nochmal auf die lästige Profilierungsmasse zurück. Als Super-Ally wirst du es nicht nur mit Undankbarkeit zu tun bekommen, sondern auch mit – und jetzt halt dich besser fest – offener Kritik. Sogar an dir, dem Rächer der Enterbten. Zweifellos ein Affront, der seinesgleichen sucht. Es macht hier keinen Unterschied, ob die Kritik konstruktiv gemeint ist oder nicht. Es steht den Geknechteten nicht zu, ihren Retter zurechtzuweisen. Und dann noch in diesem Ton. Was bilden die sich überhaupt ein! Hier hilft nur Tone Policing oder ein Schlag auf den Hinterkopf.

Wenn die Kritik überhandnimmt oder Leichenteile unliebsamer Zeugen auftauchen, greife zu einem einfachen Taschenspielertrick, den sich amerikanische und russische Präsidenten gleichermaßen erfolgreich zunutze gemacht haben: Streite alles ab und mach dich selbst zum Opfer. Lass die Tränen in heißen Strömen fließen und betone dabei stets wie sehr dich die ungerechte Kritik getroffen hat. Eine derartige Nahtoderfahrung deines Selbstbildes verdient es angemessen betrauert zu werden. Erst wenn alle Aufmerksamkeit bei dir liegt, hast du es geschafft. Die Königsdisziplin besteht darin, dich für die erlittene Schmach von den Geschädigten selbst trösten zu lassen. Ein Geniestreich!

Viel leichter fällt da natürlich Kritik an denen, die du eh scheiße findest. Hier kannst du aus dem Vollen schöpfen und so richtig abledern. Wenn du auch sonst nicht viel für Identitätspolitik übrig hast, weil Mensch eben Mensch ist und du ja das Verbindende und nicht das Trennende suchst, ist das deine Chance dich als Super-Ally zu profilieren! Werde zum großen Vielfaltsverfechter, wenn es z.B. gegen den Weltfußballverband geht. Der geht dir nämlich noch mehr auf den Senkel als die schräge Regenbogenfraktion. Braucht ja keiner zu wissen, dass du die WM trotzdem akribisch vor der Glotze mitverfolgst. Hauptsache alle denken, du meinst das mit dem Boykott ernst.

Wenn du all dies beherzigst, wirst du innerhalb weniger Tage zum Robin Hood des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Siegessicher führst du die Diskriminierten und Unterdrückten aus dem Joch der Knechtschaft ins goldene Licht der Freiheit. Lass dich nicht beirren von ihren unverschämten Forderungen nach Selbstbestimmung. Nur du hast den nötigen Abstand, um zu erkennen, was sie wirklich brauchen. Neutral und unbefangen, wie du eben bist. Vielleicht werden auch sie es eines Tages begreifen und dir dann ein Denkmal bauen. In Gedenken an die großen Taten ihres Erretters.