Kategorien
Allgemein

Immer diese Randgruppen

Es ist aber auch ein Kreuz. Kaum wird es Sommer, poppen wie aus dem Nichts an jeder Ecke Regenbogenfahnen auf und unsere Straßen werden von schrillen Minderheiten überrannt. Erinnerungen an die große Krabbenwanderung werden wach. Nur husten hier bekannte Politiker_innen kiloweise bunte Kreide und schwadronieren irgendwas von Vielfalt und Toleranz. Da fühlt man* sich als stramme cis Hete schnell mal ins Abseits gestellt. Wie du diesem Spuk ein Ende bereiten kannst, erklärt dir dieser Ratgeber.

Fangen wir mal im Privaten an. Auf einer Party triffst du eine interessante Dame, mit der du dich nett unterhältst. Sie scheint nicht in Begleitung gekommen zu sein, da wie sie sagt ihre „bessere Hälfte“ keine Zeit hatte. Du rätselst einen Moment, ob damit ihre Angora-Katze Minka gemeint ist, doch dann fällt der Groschen. Als du sie daraufhin nach ihrem Ehegatten fragst und sie dir entgegnet, dass sie lesbisch sei und seit zehn Jahren mit einer Frau zusammen lebe, reagierst du mit Empörung. Dass diese Homos ihr Anderssein immer wie eine Monstranz vor sich hertragen müssen!

Lass dich von einer solchen Begegnung nicht verunsichern. Lesben landen mit ihrem Raumschiff bekanntlich nur höchst selten auf unserem schönen Planeten. Und niemand* weiß, wo sie eigentlich herkommen und wohin sie wieder verschwinden. Geh einfach weiterhin davon aus, dass jede Frau, jede weiblich gelesene Person ohne Begleitung, einen Bruno auf ihrem heimischen Sofa sitzen hat, der dort auf ein Butterbrot und ein paar Streicheleinheiten wartet. Völlig abwegig, dass Homos sich permanent outen, weil Typen wie du davon ausgehen, alle Menschen seien automatisch cis Heten.

Solltest du bei einer Zeitung arbeiten, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Wenn du beispielsweise über Themen wie Familie, Beziehung oder Sex schreibst, tu einfach so als habest du noch nie von Regenbogenfamilien gehört. Gleichgeschlechtliche Paare gibt es eh nur im Zirkus und von allem anderen als cis Heten in Missionarsstellung wollen Pastorentöchter sowieso nichts lesen. Sorge dafür, dass die Bebilderung in solchen Fällen stets eindeutig eine Frau und einen Mann zeigt. Und wenn es nur Füße unter der Bettdecke sind. Alles andere verursacht Unmut, Unbehagen und Blähungen.

Wenn es gar nicht anders geht und du doch über dieses queere Schmuddelzeug schreiben musst, gibt es für die Bebilderung zum Glück den lustigen Regenbogen. Der ist familienfreundlich, heiter und verschreckt niemanden*. Keine obszönen Bilder von Menschen, die sich in den Armen halten („Bäh!“), Hand in Hand laufen („Schützt unsere Kinder und Hamster!“) oder sich küssen („Pfui, und das an Tante Liselottes Geburtstag!“). Die Homos werden dich für deinen Mut feiern, ein Zeichen für queere Sichtbarkeit gesetzt zu haben, und du bist fein aus dem Schneider.

Während der vier Toleranzwochen ist es durchaus erlaubt, öfter mal über Homos und andere Freaks zu berichten. Du möchtest schließlich zeigen, dass deine Zeitung auch vor brisanten Themen nicht zurückschreckt. Da kommt das regenbogenfarbene Sommerloch wie gerufen. Wenn du dich also herablassen solltest, auch an anderen Tagen im Jahr über skurrile Minderheiten zu berichten, kannst du dir an einer bekannten Berliner Tageszeitung ein Beispiel nehmen. Diese versteckt die Rubrik „Queer“ nämlich treffsicher ganz am Ende, wo sie hingehört. Für das Fernsehen gilt analog das Nachtprogramm. Wir sind doch so unglaublich divers. *Schulterklopfen*

Achte bei aller Weltoffenheit und Toleranz aber darauf, dass die Randgruppen nur dann zu Wort kommen, wenn es ausdrücklich um Diskriminierung und Gewalt geht. Mit Elend kennen die sich ja aus. Für alle anderen Themen gibt es normale Expert_innen. Behalte hier jedoch stets die Kommentarspalte im Blick. Denn falls dir der woke Homo-Pöbel daraus einen Strick dreht, dir „Marginalisierung“ vorwirft und dich trotz deines Einsatzes öffentlich outcallt, wird es brenzlig. Deiner Vormachtstellung drohen mehr Kratzer als dem Mercedes-Benz von Alice Weidel. Höchste Zeit zu handeln.

Mache ihnen unmissverständlich klar, dass in einer Demokratie immer die Mehrheit entscheidet. Und da du als cis Hete ja die Mehrheit repräsentierst, haben sich die Randgruppen dir brav unterzuordnen und keine frechen Ansprüche zu stellen. Zur Veranschaulichung eignen sich hier besonders Zahlenspiele. Bei geschätzten 2% der Bevölkerung ist es wahrscheinlicher beim Bäcker einem sprechenden Einhorn zu begegnen. Dass du und die Zahlen seit Jahren in getrennten Betten schlaft, braucht ja niemand* wissen. Hauptsache sie kapieren endlich, dass sich nicht alles um sie dreht.

Lass dir also von den dreisten Schattengestalten nicht auf der Nase herumtanzen. Wenn sie wieder anfangen, dir ihre veganen Extrawürste um die Ohren zu hauen, solltest du klare Grenzen setzen. Bis hierhin und nicht weiter. Keine Homo-Ehe, kein Gendergaga und kein orwellscher Neusprech, bloß um die zwei, drei verwirrten Seelen in Deutschland zu inkludieren, die sich angeblich „im falschen Körper fühlen“. Du weißt, dass alle Menschen, die nicht dieselben Bedürfnisse haben wie du, die Gesellschaft mit ihrer üblen Identitätspolitik spalten. Verschließe daher fest Augen und Ohren und mach einfach weiter wie bisher. Irgendwann werden die schon resigniert aufgeben…

Hinterlasse einen Kommentar